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Für die Kleinen

Mama Muh lernt Rad fahren



Es war ein warmer Tag zu Sommeranfang. Die Sonne schien. Die Kühe waren draußen auf der Weide. Sie schnaubten in der Wärme Mama Muh ging für sich allein und weidete am Zaun.
Brummm.Brummm.
Auf der Landstraße fuhr ein Auto vorbei. Flatter,flatter,flatter.
Die Krähe kam, guckte langsam auf. Sie kaute Gras. "Hallo Krähe", sagte sie. "Gut, dass du kommst." "Hallo, Mama Muh, ich hab es eilig". "Nett, dass du trotzdem gekommen bist," sagt Mama Muh.
"Ja, aber eigentlich hab ich keine Zeit," sagte die Krähe. "Ich will heute...."
Brummm. Rasend schnell fuhr ein Moped vorbei, sodass Mama Muh nicht verstand, was die Krähe sagte. "Wo wollen die alle hin, die hier dauernd vorbeifahren?" fragte Mama Muh.
"Sie wollen in die Stadt." Mama Muh seufzte. "Ich bin noch nie in der Stadt gewesen," sagte sie. Rassel und pling!

Kinder kamen auf Fahrrädern vorbei. Sie lachten und redeten. Die Sonne schien auf sie herunter. Auf den Gepäckträger hatten sie Handtücher. Mama Muh drehte den Kopf und sah ihnen lange nach. "Aber muh!" sagte sie. "Das sieht ja lustig aus.Weißt du,was ich möchte,Krähe?" "Nein, aber weißt du es ja." "Ich möchte gern Rad fahren lernen," sagte Mama Muh.
Die Krähe zuckte zusammen und flatterte und krächzte.
"Jetzt zupf mich einer an der Schwanzfeder! Du bist eine Kuh,Mama Muh!
Eine Kuh! Kühe können nicht Rad fahren." Mama Muh schaute sie freundlich an. "Genau," sagte sie, "darum will ich es ja auch lernen." Die Krähe hielt sich die Ohren zu. "Nein, Nein!," sagte sie. "Lern das nicht! Nicht Rad fahren. Wie würde das denn aussehen?" "Lusitg, glaube ich," sagte Mama Muh, "die Kinder können es doch. Lina zum Beispiel. Sie ist sechs Jahre alt. Ich ruf sie an und frage sie, ob sie mir nicht sagen kann, wie man Rad fahren lernt."
Draußen vor der Weide steht ein Telefonhäuschen am Weg. Manchmal, wenn sie glaubt, dass niemand guckt, klettert Mama Muh über den Zaun und telefoniert.
Ring Ring! "Hallo Mama Muh, bist du das?" "Muh, ich bin`s. Hallo Lina. Du, ich wollte dich was fragen." "Ja," sagte Lina, "was denn?" "Ich möchte so gern Rad fahren lernen. Wie macht man das?" "Es ist ziemlich schwer, auf einer Kuhweide Rad fahren zu lernen," sagte Lina. "Da gibt es zu viele Steien, Büsche und Gräben." "Ja natürlich," sagte Mama Muh, "aber ich will es trotzdem lernen. Wie hast du denn Rad fahren gelernt?" "Ich hab`s versucht," sagte Lina. "Und dann hat Papa mich geschoben. Und dann bin ich umgefallen und hab mir wehgetan. Und dann hab ich`s wieder versucht und immer wieder und bin umgefallen und hingefallen und hab versucht und bin umgefallen." "Aber du," sagte Mama Muh, "fällt man denn die ganze Zeit hin und tut sich dauernt weh?" "Nein," sagte Lina. "Man lernt es ja, wenn man ein bisschen geübt hat. Dann geht es." "Ja, dann wird`s lustig," sagte Mama Muh. "Nein, das war nicht so lustig. Als ich das erste Mal gefahren bin, bin ich gegen eine Mauer gefahren." "Gegen die Wand?" Sagte Mama Muh, "konntest du denn nicht bremsen?" "Nein,"sagte Lina. "Zuerst muss man Rad fahren lernen. Bremsen kann man nicht lernen, bevor man nicht Rad fahren kann." Das versteh ich," sagte Mama Muh. "Aber wer soll mich denn schieben?" "Das kann ja die Krähe tun," sagte Lina. "Ja,ich werde sie fragen. Tschüs, Lina vielen Dank." "Tschüs, Mama Muh."

Das Fahrrad schepperte und klingelte mächtig.D ie Kuhglocke bimmelte auch. Es knackte und knackte, wenn Mama Muh über Zweigen fuht, die auf der Erde lagen. Es rumpelte und pumpelte, wenn sie über Steine fuhr. Es prasselte,wenn sie durchs Gebüsch fuhr. Mama Muh versuchte, auf der Weide Rad fahren zu lernen. Die Krähe flatterte neben ihr her. "Ich schieb dich nicht!" rief sie. "Niemals! Fällt mir gar nicht ein! Du musst dich selber schieben." "Aber du, Krähe," sagte Mama Muh, "das Fahrrad kippelt so. "Pass auf, ein Stein!" rief die Krähe. "Da liegt ein großer Stein!"
Plumps! Mama Muh war genau auf einen großen Stein gefahren. Mit einem Krach fiel sie um und landete auf ihrem Hinterteil. Und da saß sie dann auf der Weide, die Beine ausgestreckt. Über ihren Hörnern flog die Krähe hin und her. "Da hast du`s,"rief sie. "Es geht nicht! Eine Kuh kann nicht Rad fahren lernen." Mama Muh tat das Hinterteil weh. "Es ist wohl so,wie Lina gesagt hat," sagte sie. "Auf einer Weide Rad fahren zu lernen ist schwer. Hier gibt`s zu viele Steine und Büsche. Wir gehen raus auf die Straße." Die Krähe flatterte und krächzte. "Nein," schrie sie. "Überall, bloß nicht auf die Straße... Nein! Ich schieb dich schon. Das versprech ich dir. Aber ich schieb dich nur hier auf der Weide." "Nett von dir, Krähe," sagte Mama Muh und stand auf. Sie stieg wieder auf das Fahrrad und fing an zu treten. Die Krähe schob. Es rasselte und klingelte, knackte und krachte, rumpelte und pumpelte auf der Kuhweide. "Was tu ich hier!" brummte die Krähe. "Ich schieb eine Kuh!" "Es ist wirklich nett von dir," sagte Mama Muh. "Pass auf, der Graben!" rief die Krähe. "Ich kann nicht!" "Pass auf, der Graben! Bieg ab, du musst abbiegen!" "Ich hab noch nicht gelernt, wie man abbiegt." Plumps und platsch!

Ring! "Hallo, Mama Muh, bist du es?" sagte Lina. "Hallo Lina." Mama Muh sprach ein wenig leise." Weißst du was? Ich bin in den Graben gefahren. Im Graben war Wasser.Ich bin ganz nass geworden. Was soll ich denn jetzt machen?"
"Dann musst du wohl eine Gummihose anziehen." "Eine Gummihose?" sagte Mama Muh. "Eine Gummihose mit einen Beutel daran für das Euter." "Kann ich so was denn tragen?" fragte Mama Muh. "Klar, aber du musst wohl ein Loch für den Schwanz hineinschneiden." "Gute Idee Lina," sagte Mama Muh. "Du weißt so viel, was man machen muss.Tschüs dann." "Tschüs Mama Muh."
Das Fahrad rasselte und klingelte und die Kuhgolcke bimmelte. Die Zweige knackten und krachten, die Steine rumpelten und pumpelten. Die Krähe krächzte und flatterte und ächzte und alles war genau wie vorher. Aber jetzt raschelte auch noch die Gummihose. "Eine Kuh mit Gummihose!  Ich glaub, mich trifft der Flügelschlag. Was sollen denn die Leute denken!" rief die Krähe. "Wenn ich mich zur Seite beuge, beugt sich das Fahrrad auch noch mehr zur Seite," sagte Mama Muh. Und da kam sie drauf! "So musste man es machen. Hast du das gesehen? rief Mama Muh." Es geht!" Jetzt konnte sie es! Sie trat in die Pedale. Die Krähe kam gar nicht mehr mit. Sie sah Mama Muh über Gras und Steine davonfahren. Sie schaukelte. Der Schwanz hüpfte. Und Mama Muh sang:
"Ich fahre,ich fahre!
Hier radel ich wie nichts!
Juhu, juhu, hier radelt eine Kuh!"

Dann saß sie eine Weile unter einen Baum und ruhte sich aus. "Aber ich kann noch nicht bremsen," sagte sie. Die Krähe lag neben ihr. "Früher, als du noch nicht Rad fahren konntes, war es viel ruhiger auf der Weide," sagte die Krähe und keuchte. "Du hast solchen Krach beim Fahren gemacht." "Nein wirklich?"sagte Mama Muh. "So kleine Fahrräder hört man doch fast gar nicht." "Wenn keine Kuh draufsitzt,hört man sie auch nicht," sagte die Krahe.
"Aber Lina hat schon Recht," sagte Mama Muh. "Es ist besser,wenn wir auf der Straße fahren." "Nein," rief die Krähe und sah sehr entschieden aus. "Und jetzt reden wir nicht mehr drüber." "Wirklich nicht? Warum denn nicht?" "Da kommt ein Auto auf der Straße," sagte die Krähe. Mama Muh reckte den Hals und guckte so weit, wie sie in dei eine Richtung gucken konnte, und dann so weit wie sie in die andere Richtung gucken konnt. "Nein," sagte sie, "da kommt kein Auto. Guck doch selbst!" Die Krähe guckte nicht. Sie erhob sich und schlug mit beiden Flügeln. "Aber stell dir mal vor, wenn eins kommt," sagte sie. "Und wenn es dann die Kuh auf einem Fahrrad sieht. Mit Gummihose. Das möchte ich nicht erleben. Das wär mir furchtbar peinlich." "Aber Krähe! Dann fahr ich einfach in den Graben, ich habe ja eine Gummihose an." "Ich hab keine Zeit," rief die Krähe. "Ich muss nach Hause. Tschüs, Mama Muh." Flatter, flatter, flatter. Sie machte sich auf den Heimweg. Pling pling. Mama Muh klingelte ein bisschen mit der Fahrradklingel. "Du weißt warscheinlich gar nicht, was für ein Spaß es für eine Krähe wäre, auf einem Fahrradlenker zu sitzen," rief sie.Die Krähe hielt in der Luft an und drehte den Kopf. "Auf dem Lenker sitzen?" fragte sie. Pling pling. Mama Muh klingelte noch ein bisschen. "Und mit der Klingel klingeln!" rief sie. "Mit der Klingel klingeln?" fragte die Krähe und kehrte um. Sie landete neben dem Fahrrad. "Wenn du willst, kann ich dich bis zur Straßenkreuzung fahren,"sagte Mama Muh. "Das ist ja schon dein halber Nachhauseweg." Die Krähe beguckt sich den Lenker und dann die Klingel. "Jetzt spring auf, Krähe," sagte Mama Muh. Pling pling. Die Krähe saß auf dem Lenker und klingelte. Pling pling. Sie klingelte den ganzen Weg bis zur Straßenkreuzung. Es war Abend geworden. Es war fast dunkel. Mama Muh bremste und hielt beim Wegweiser an.

"Was steht auf den Schild?" fragte sie. Pling pling. Die Krähe klingelte mit der Klingel. "Da steht, wie weit es bis nach Sandviken ist," sagte sie. "Ich bin noch nie in der Stadt gewesen," sagte Mama Muh. "ich möchte zu gern wissen, wie es in Sandviken ist." "Ich muss nach Hause und ich weiß nicht, ob ich morgen kommen kann," sagte die Krähe und klinglete ein letztes Mal. Pling, dann flog sie schnell davon. Flatter, flatter, flatter. "Tschüs, Krähe," sagte Mama Muh. Aber das hörte die Krähe nicht mehr, denn sie war schon tief drin im Krähenwald


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Das kleine ICH BIN ICH

von Mira Lobe
Auf der bunten Blumenwiese geht ein buntes Tier spazieren, wandert zwischen grünen Halmen, wandert unter Schierlingspalmen, freut sich, daß die Vögel singen, freut sich an den Schmetterlingen, freut sich, daß sich`s freuen kann. Aber dann... Aber dann stört ein Laubfrosch seine Ruh und fragt das Tier: "We bist denn du?" Da steht es und stutzt und guckt ganz verdutzt dem Frosch ins Gesicht: "Das weiß ich nicht." Der Laubfrosch quackt und fragt: "Nanu? Ein namenloses Tier bist du? Wer nicht weiß, wie er heißt, wer vergisst, wer er ist, der ist dumm!" Bumm.

Auf der bunten Blumenwiese will das bunte Tier nicht bleiben. Irgendeinen will es fragen, irgendeiner soll ihm sagen, wer es ist.

"Guten Morgen Pferdemutter! Guten Morgen Pferdekind! Seid ihr nicht vielleicht zwei Tiere, die mir ähnlich sind? Denn ich bin, ich weiß nicht wer, dreh mich hin und dreh mich her, dreh mich her und dreh mich hin, möchte wissen, wer ich bin." "Kleiner", sagt das Pferdekind, "deine Haare wehn im Wind, so wie meine. Aber deine kleinen Beine sind so kurz, und deine Ohren sind viel länger als bei mir - nein, du bist ein anderes Tier!" Auch die Pferdemutter stupst es mit dem weichen Pferdemaul: "Niemals wird aus dir ein Gaul! Bist ein Hasen-Katzen-Hund oder sonst ein Kunterbunt, hast ein lustiges Gesicht, doch ein Pferd? Das bist du nicht!" Auch die Kuh sagt: "Nanu! Was für einer bist denn du?" Schaf und Ziege, jeder spricht: "Nein, ein Pferd, das bist du nicht!"
Auf dem Plitscher-Plätscher-Wasser fährt ein Ruderboot spazieren, und das bunte Tier darin schwimmt es zu den Fischen hin. "Guten Morgen, liebe Fische, schaut mich vorn und hinten an! Ob mir einer helfen kann? Denn ich bin, ich weiß nicht wer, schwimme hin und schwimme her, schwimme her und schwimme hin, möchte wissen wer ich bin." Alle Fische groß und klein, kommen blitzschnell angeschossen, fächeln freundlich mit den Flossen. Alle wundern sich: "Nanu!" Alle blubbern sie ihm zu: "tut uns Leid, du buntes Tier, hast zwar Augen, so wie wir, bist auch gar kein schlechter Schwimmer, doch ein Fisch? Nein! Nie und nimmer!"
Auf dem Plitscher-Plätscher-Wasser fährt das flinke Boot dahin; und das bunte Tier darin lässt sich auf den schnellen Wellen weiter, immer weiter tragen. Sieht auf einmal viele Inseln ringsrum aus dem Wasser ragen. Weiße Vögel sitzen darauf, sperren ihre Schnäbel auf. "Diese Vögel", denkt das Tier, "warten hier, damit sie mir sagen könen, wer ich bin." Und schon lenkt`s den Kahn dorthin, packt das Ruder fester an, rudfert, was es rudern kann. Aber dann... Aber dann macht das Tier mit seinem kahn beinah einen Purzelbaum. Stößt wo an, fährt wo drauf, und die Insel taucht auf. vor ihm steht ein großes Nilpferd, und das Nilpferd sagt: "Nanu! Was für einer, bunter Kleiner, bist denn du?" "Ach, ich bin, ich weiß nicht, wer, fahre hin und fahre her, fahre her und fahre hin, möchte wissen wer ich bin." Darauf geht das Nilpferd stumm dreimal um das Tier herum, grunzt und schnauft und seufzt und spricht: "Wer du bist, das weiß ich nicht. Zwar sind deine Stampferbeine grad so wunderschön wie mein. Aber sonst, du buntes Tier, ist rein gar nichts wie bei mir. Pony-Fransen, Dackel-Ohr, so was kommt bei mir nicht vor." Als das Tier betrübt und still seiner Wege ziehen will, sagt das Nilpferdkind: "Kleiner Bunter, bist du blind? Schau doch, schau! Ganz genau so ein schöner Schwanz wie deiner, nur vielleicht noch etwas bunter, hängt da vom Baum herunter. Dieser Auf-dem-Baum-Sitzer, dieser schöne Schwanz-Besitzer soll dir sagen, wer du bist!" Und das Tier bedankt sich sehr, fliegt dem schönen Schwanz-Besitzer, fliegt dem Durch-den-Urwald-Flitzer hinterher. "Lieber Papagei, hör zu! bin ich nicht vielleicht wie du? Denn ich bin, ich weiß nicht, wer, fliege hin und fliege her, fliege her und fliege hin, möchte wissen, wer ich bin." Verwundert macht der Papagei die Augen auf und zu, und scharrt und knarrt und kreischt: "Nanu! Du dummer, kleiner Bunter, du, wie lang dein Schwanz auch immer sei, du bist bestimmt kein Papagei. Laß mich in Ruh!" An den dunklen Abendhimmel hängt der Halbmond seinen Bogen; eine kleine weiße Wolke kommt daran vorbeigezogen. Müde denkt das bunte Tier: "So ein Himmelbett wär fein..." Und schon legt es sich hinein, reckt sich, streckt sich, und es deckt sich mit der weichen Wolke zu, macht auf angenehme Weise, schlafend eine Reise. Wo wird es morgen sein?
Durch die Stadt und durch die Straßen geht das bunte Tier spazieren und begegnet neuen Tieren. Trifft vor dem Bäckerladen eine ganze Schar von Hunden. Alle sind kurz angebunden, alle zerren an der Leine, dicke, dünne, große, kleine, ruppige und struppige, seidige, geschmeidige, gut dressierte, schön frisierte, schmale, breite, Seite an Seite, dumme Hunde und gescheite. "Guten Morgen, lliebe Hunde! Bin ich nicht vielleicht wie ihr, ähnlich diesem Dackel hier? Denn ich bin, ich weiß nicht, wer, suche hin und suche her, suche her und suche hin, möchte wissen, wer ich bin." Alle Hunde, groß und klein, bellen laut: "Was fällt dir ein? Hast zwar Ohren wie ein Dackel, auch sein freuden-Schwanz-Gewackel. Aber deine kleinen Beine sind nicht so schön krumm wie seine, hast auch keine Hundeleine- und bist überhaupt zu bunt und kein Hund!"
Durch die Straßen geht das bunte Tier spazierren; geht- und denkt so vor sich hin: "Stimmt es, das ich gar nichts bin? Alle sagen, ich bin keiner, nur ein kleiner Irgendeiner... Ob`s mich etwa gar nicht gibt? Bin kein Fisch, kein Pony und kein Nilpferd und kein Hund, nicht einmal ein Hundefloh - oooh!" Und das kleine bunte Tier, daß sich nicht mehr helfen kann, fängt beinah zu weinen an. Aber dann...

Aber dann bleibt das Tier mit einem Ruck, mitten im Spazierengehen, mitten auf der Straße stehen, und es sagt ganz laut zu sich: "Sicherlich gibt es mich!"

Durch den Park, auf allen vieren, geht das ICH-BIN-ICH spazieren, freut sich an der schönen Welt, die ihm wieder gut gefällt. Plötzlich sieht es überm Rasen lauter runde Seifenblasen. Viele helle bunte Bälle, große, kleine, zarte, feine, wie aus Glas- schön ist das! Und das kleine ICH-BIN-ICH fliegt zur allergrößten hin, sieht sein eigenes Bild darin, sieht ein kleines ICH-BIN-ICH: Sich! Patsch, da fährt es mit der Nase mitten in die Seifenblase, und der schöne Spegelball, der zerplatzt mit leisem Knall. "Macht nichts!", sagt das ICH-BIN-ICH. "War ja nur ein Spiegeltier! Es ist fort und ich bin hier. Ich bin hier - und diese Wiese, wo die bunten Blumen stehn, hab ich die nicht schon gesehen? So ein Glück, bin zurück auf der alten Wiese!" Zwischen hohen grünen Halmen geht das ICH-BIN-ICH spazieren, dreht sich nicht mehr hin und her, denn es ist - ihr wisst schon wer. Läuft gleich zu den Tieren hin; "So, jetzt weiß ich, wer ich bin! Kennt ihr mich? ICH BIN ICH!" Alle Tiere freuen sich, niemand sagt zu ihm: "Nanu?" Schaf und Ziege, Pferd und Kuh, alle sagen: "Du bist du!" Auch der Laubfrosch quakt ihm zu: "Du bist du! Und wer das nicht weiß, ist dumm!" Bumm.



 

Das Weidenkätzchen von Ingrid Uebe

Vor vielen Jahren lebte auf einem Bauernhof eine schöne graue Katze. Sie durfte sich überall frei bewegen - im Stall und in der Scheune, im Hof und im Garten, im Keller und auf dem Dachboden. In der Wohnstube hatte sie auf dem Kachelofen ein warmes, gemütliches Plätzchen, und in der Küche stand für sie immer ein Schüsselchen Milch bereit. Sie sorgte dafür, daß die Mäuse im Haus nicht überhandnahmen, und der Bauer war wohl zufrieden mit ihr.

Im März wurde die schöne graue Katze zum erstenmal Mutter. In einer kuscheligen Ecke auf dem Heuboden schenkte sie vier winzigen Kätzchen das Leben. Das erste war weiß, das zweite schwarz, die beiden letzten waren grau wie sie selbst. Vier Wochen behielt die Katzenmutter ihr Geheimnis für sich. Sie leckte, wärmte und säugte die Kleinen im duftenden Heu und gab acht, daß ihnen nichts zustieß.

In der ersten Aprilwoche aber spazierte sie mit allen vieren in die Wohnstube, strich um die Tischbeine und schnurrte vor Stolz.

Die Kätzchen gingen zuerst artig in einer Reihe. Doch als sie sahen, daß der Bäuerin ein Wollknäuel vom Schoß gefallen war, stürzten sie sich darauf und begannen zu spielen.

Die Bäuerin lachte, und ihre kleine Tochter Marie, die mit ihrer Puppe auf dem Fußboden gesessen hatte, klatschte vor Freude in die Hände.

Als aber der Bauer nach Hause kam, ärgerte er sich sehr über das, was er in seiner Wohnstube vorfand. "Das Viehzeug kommt mir sofort aus dem Haus!" rief er zornig. "Eine Katze ist gut und schön. Aber auf keinen Fall fünf." Die kleine Marie weinte, und die Bäuerin sagte: "Ach, lieber Mann, wir wollen versuchen, die Kätzchen an gute Leute zu verschenken." "Das ist unmöglich!" antwortete der Bauer. "Jeder im Dorf hat schon wenigstens eine Katze. Ich kenne niemanden, der noch eine haben will."

"Aber schau doch, wie niedlich die Kleinen sind!" sagte Marie. "Was willst du denn mit ihnen machen?"

"Das brauchst du nicht zu wissen!" erwiderte der Bauer. In der Nacht, als Marie schlief, rief er seinen Knecht und befahl ihm, die kleinen Katzen zu töten.

"Steck sie in einen Sack, binde ihn zu und wirf ihn in den Teich hinter dem Dorf!" sagte er. "Die Graue wird sich bald trösten, und auch Marie wird morgen alles vergessen haben."

Der Knecht brachte es kaum übers Herz, die vier Katzenkinder in einen dunklen Sack zu stecken. Aber weil er Angst hatte, daß sein Herr ihn entlassen würde, befolgte er dessen Befehl und machte sich auf den Weg.

Eben zog ein Gewitter herauf, und als der Knecht den Teich erreichte, fiel der Regen, wie aus Eimern vom Himmel. Dazu blitzte und donnerte es, daß man ordentlich Angst bekommen konnte. Der Knecht zog den Kopf ein, denn er trug weder Hut noch Mantel. Kurz entschlossen band er den Sack auf, holte die kläglich maunzenden Kätzchen eins nach dem andern heraus und warf sie schnell in den Teich.

Dann hängte er sich den Sack wie einen Kapuzenumhang über den Kopf und rannte davon, ohne sich noch einmal umzusehen.

Die vier Katzenkinder schrien und zappelten erbärmlich, als sie ins Wasser fielen und nirgendwo Halt fanden.

Dicht am Ufer aber stand eine alte Weide. Die tauchte ihre langen Zweige ins Wasser und fischte die Kätzchen heraus. Zuerst klammerten sie sich ganz fest, dann kletterten sie immer höher, bis sie in Sicherheit waren. Schwimmen konnten sie nicht, aber klettern konnten sie wirklich schon ausgezeichnet.

Den Rest der Nacht blieben sie in den Zweigen der alten Weide sitzen und fühlten sich ganz geborgen. Das Gewitter zog fort, und der Mond kam hinter den Wolken hervor.

 
Als aber die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Erde sandte, waren aus den vier Katzenkindern Weidenkätzchen geworden. Dicht hintereinander saßen sie auf einem luftigen Zweig und ließen sich wiegen. Zwei waren grau, eins hatte einen weißen und eins einen schwarzen Schimmer.

Seit diesem Tag wachsen jedes Jahr im Frühling auf den Zweigen aller Weidenbäume der Welt die weichen Weidenkätzchen, zum Zeichen dafür, daß einst einer von ihnen vier Katzenkindern das Leben gerettet hat.

 
   
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